Artikel aus der Zuger Zeitung vom 28.04.2022 von Nils Rogenmoser
Jung und Alt frönen vermehrt dem Sport. Dies freut Annette Waaijenberg von Chessmates Zugerland.
Ob in der warmen Stube zuhause oder am Turniertisch – Schach boomt gesamtgesellschaftlich. Nicht zuletzt liegt dies an der populären Netflix TV-Serie «Das Damengambit», in der die Protagonistin als Waise ihre Begabung für den Schachsport entdeckt. Zahlreiche Kanäle analysieren auf der Videoplattform Youtube Spielzüge aus grossen Partien und stossen damit auf wachsendes Interesse. Schach hilft zudem, Problemlösefähigkeiten zu trainieren.
Annette Waaijenberg ist Präsidentin und Haupt-Trainerin des Vereins Chessmates Zugerland, der in Oberägeri, Unterägeri, Steinhausen und Neuheim sowie online Trainings anbietet. Dass es um den Schachsport derzeit so gut stehe, bereitet ihr Freude: «Momentan spielen 82 Juniorinnen und Junioren sowie 12 Erwachsene in unserem Verein Schach, was uns landesweit zu einem der grössten Schachvereine macht. Jede und jeder kann in der jeweiligen Niveaugruppe von den Anfängern bis zu den Turnierspielern oder in Privatstunden adäquat trainieren, wobei der Spass im Vordergrund steht.»
Grosses Turnier in Oberägeri
Kürzlich organisierte Chessmates Zugerland in Oberägeri das dritte Qualifikationsturnier zur Schweizermeisterschaft in den Kategorien U10, U12, U14 und U16. Parallel fand für Erwachsene das 1. Ägeri Open statt. Waaijenberg: «Während den zweieinhalb Tagen waren wohl um die 500 Personen aus allen Landesregionen zugegen, denn viele der 260 Teilnehmenden reisten mit ihren Familien an. Die Zusammenarbeit mit der Gemeinde und den Sponsoren hat während der monatelangen Planung ausgezeichnet funktioniert.»
Stolz erzählt sie, dass ihre Schützlinge langsam auch an grossen Turnieren reüssierten. So habe ihr Schüler Shreyank Kumar aus Steinhausen mit Jahrgang 2012 das U10 Turnier in Oberägeri für sich entschieden und sich für das grosse Finale in Biel qualifiziert. Die 11-jährige Maria Speerli sei in ihrem jungen Alter schon vierfache Schweizermeisterin und nehme vor allem bei den Mädchen bereits eine Vorbildfunktion wahr. Insgesamt hat die Zentralschweiz in den vergangenen Jahren schon mehrere Schweizermeister gestellt.
Das Verständnis des Schachsports hätte über Jahrzehnte hinweg einen Paradigmenwechsel erlebt, erläutert Waaijenberg: «Während Schachvereine früher vielleicht eher als elitär galten, sind sie heute für die breite Öffentlichkeit zugänglich. Ich bin überzeugt, dass jedes Kind mit Schach anfangen kann. Selbst Kinder mit Konzentrations- oder Lernschwierigkeiten besuchen mit Freude unsere Kurse. Eltern und Lehrer sind jeweils erstaunt, wie das Kind beim Schachspiel aufblüht.»
Besuch an Schulen
Im Kanton Zug und somit auch in Ägeri stammten viele Kinder aus Expat-Familien aus Ländern, wo der professionelle Schachsport im Gegensatz zur Schweiz einen höheren Stellenwert geniesse, erklärt Waaijenberg: «Viele der Eltern spielen selbst Schach und begeisterten auch ihre Kinder. Die Serie ‹Das Damengambit› bewegte allgemein viele Erwachsene dazu, selbst wieder mit dem Schachspiel anzufangen.» Waaijenberg besucht auch Schulen: «Zu Beginn erkläre ich die Figuren und ihre Zug- und Schlagmöglichkeiten, danach die sogenannten «goldenen Eröffnungsregeln», also wie man die Figuren am besten ins Spiel bringt. Am Ende der zweiten Lektion sind die Kinder dann bereit ein erstes kleines Turnier zu spielen und am Schluss gibt es sogar ein paar schöne Erinnerungsmedaillen zu gewinnen.»
In den Trainings könne auf eine moderne Infrastruktur zurückgegriffen werden, verrät Waaijenberg: «Die Zuger Jugendschachstiftung unterstützt uns grosszügig. In der Regel startet die Lektion mit taktischen oder strategischen Übungen, danach vertiefen sie ihr Wissen mit dem iPad oder den Übungen im Heft, und am Schluss bleibt genügend Zeit für das freie Spiel am Brett.» Es komme vor, dass Kinder derart konzentriert seien, dass sie die Zeit völlig vergessen würden, sagt Waaijenberg schmunzelnd.